Die Arbeiten von Ina Sangenstedt in der Ausstellung „Bitte nicht füttern!“ in den Logen B, C und D von STRouX offenbaren den menschlichen Blick auf das Tier und den tiefliegenden Wunsch, diesem über eine materielle Konsumwelt gerecht zu werden. Die Haustierindustrie bringt Dinge in die Welt, die für Tiere gemacht sind. Bei genauerer Betrachtung spiegeln diese aber vor allem menschliche Vorstellungen vom Tier wider. Nicht zuletzt stellen sie aber vorrangig eine Projektionsfläche eigner, zutiefst menschlicher Sehnsüchte wieder.
Ich-Nicht
Eine auf Menschenmaß vergrößerte Vogelschaukel reizt zunächst durch den kindlichen Spaß, den die Benutzung verspricht. Zugleich beinhaltet die Arbeit „Ich-Nicht“ eine tiefere Sinnebene, die erst durch die Benutzung erreicht wird. Wie ein Kanarienvogel schaukeln die Benutzer*innen auf den Spiegel zu, in dem sie sich selbst betrachten können. Allerdings dreht sich der Spiegel um seine eigene Achse, sodass der Moment der „Selbstreflexion“ immer nur ein sehr kurzer ist. „Ich-Nicht“ offenbart die menschliche Suche nach Selbsterkenntnis, die schwer zu erreichen ist und sich oftmals nur in einem ephemeren Moment offenbart.
Ruffus
Auch die Form von „Ruffus“ ist der Konsumwelt der Haustiere entlehnt: Sie referiert auf ein Hundespielzeug aus Silikon, das auf Menschenmaß vergrößert und in ein anderes Material übersetzt wurde. Der animalische Spieltrieb wird in einen menschlichen überführt. Das Objekt fordert zum körperlichen Agieren und Abreagieren auf. Zugleich suggerieren Form und Materialität einen Fetischcharakter, welcher der Tierwelt gänzlich unbekannt ist, allerdings viel mit menschlicher Lust, Aggression und Trieb zu tun hat.
Royal de Luxe
„Royal de Luxe“ ist wiederum einem Objekt aus der räumlich begrenzten Welt der Nagetiere entnommen. Ob eine solche Hängematte einem tatsächlichen Bedürfnis eines Frettchens oder Hamsters nachkommt, sei dahingestellt. Offensichtlich daran wird aber, dass sich die Produktwelt für Haustiere stark an menschlichen Bedürfnissen und Vorstellungen von Komfort orientieren.
www.inasangenstedt.de
Ina Sangenstedt
BITTE NICHT FÜTTERN!
Eröffnung Freitag 16. September, 19 – 22 Uhr
Die Ausstellung wird in Loge B, C und D stattfinden und ist von außen einsehbar.
Die Ausstellung läuft bis zum 29. Oktober 2022