Genossenschaft gründen
Verfasser: Bernd Wähner aus Pankow, erschienen am 13. März 2024, 13:01 Uhr in der Berliner Woche
Die Künstlergemeinschaft, die im Atelierhaus an der Prenzlauer Promenade 149-152 arbeitet, möchte die Immobilie mittels eines Genossenschaftsmodells übernehmen.
Ansgar Vollmer von der Westerland Musikschule, Jörg Schmidtsiefen, Vorstand der GidaK, und Mechthild Beckmann vom Verein Atelierhaus Prenzlauer Promenade (von links) haben Pläne für das Haus an der Prenzlauer Promenade.
Foto: Bernd Wähner
Damit soll zum einen der nötige Ausbau der Immobilie forciert werden, zum anderen sollen langfristig bis zu 200 geförderte Arbeitsräume für Bildende Kunst, Musik, Tanz, Darstellendes Spiel, Literatur sowie Projekträume entstehen.
Die langgestreckte Immobilie hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das Gebäude wurde in den 1980er-Jahren in Stahlskelettbauweise errichtet. Es sollte ein Diplomatenhotel werden. Doch als solches wurde es nie genutzt. Stattdessen wurde es nach Fertigstellung an die Akademie der Wissenschaften der DDR übergeben. Anfang der 90er-Jahre zogen die Wissenschaftler aus. 2004 ging die leerstehende Immobilie an den Liegenschaftsfonds Berlin. Der beschloss, Räume an Künstler zu vermieten.
Doch dann gab es die Idee, die Immobilie an ein Wohnungsunternehmen zu übergeben und aus ihr ein Wohnhaus zu machen. Dagegen gab es sowohl von den Künstlern als auch aus der Bezirkspolitik heftigen Widerstand. So wurde das Gebäude schließlich 2017 an die landeseigene berlinovo Immobilien Gesellschaft mbH übergeben. Diese schloss einen Vertrag mit der GSE gGmbH, die nun Generalmieterin des Hauses ist und die Räume im Auftrag des Senats verwaltet.
Derzeit arbeiten rund 50 Künstler sowie einige Gewerbetreibende im Haus. Hinzu kommen eine Musikschule, und es gibt zwei Säle, die von den Mietern genutzt werden können. Aber etwa die Hälfte aller Räumlichkeiten steht noch leer. Denn in dieser Immobilie müssen umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten stattfinden. Doch die gehen nur schleppend voran. Zwar begannen vor fünf Jahren erste Arbeiten im Haus, aber bisher sei noch kein Raum regulär ins Arbeitsraumprogramm für Künstler überführt worden, kritisiert der Verein Atelierhaus Prenzlauer Promenade. Zu diesem schlossen sich im Haus arbeitende Künstler zusammen.
Über ihre Unzufriedenheit kamen Atelierhaus-Nutzer mit dem früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup ins Gespräch. Dieser regte an, sich mal mit der Genossenschaft in der alten Königstadtbrauerei eG (GidaK) in Verbindung zu setzen. Vor etwa 25 Jahren taten sich Gewerbetreibende zusammen, die ihre Gewerberäume in der früheren Königstadtbrauerei in Prenzlauer Berg hatten. Diese Genossenschaft konnte die Brauerei erwerben, sanieren, umbauen und zu einem modernen Gewerbehof entwickeln. Der Atelierhausverein nahm Kontakt mit Jörg Schmidtsiefen, dem Vorstand der GidaK, auf. Der Plan ist nun, dass Künstler und Gewerbetreibende des Atelierhauses eine Genossenschaft gründen und die GidaK mit ihren Erfahrungen über einen Geschäftsbesorgungsvertrag quasi die Geschäftsführung in der Genossenschaft übernimmt.
Die Atelierhaus-Genossenschaft würde dann das Gebäude in Selbstverwaltung übernehmen und den Ausbau so forcieren, dass schon bald weitere Atelierräume nutzbar sind. Um noch mehr Atelierräume zu schaffen, ist in diesem Zusammenhang auch eine Aufstockung des Gebäudes um ein bis zwei Stockwerke im Gespräch.
Doch noch ist das alles nur eine Vision. Diese stellten Vertreter des Vereins Atelierhaus Prenzlauer Promenade sowie der GidaK inzwischen Kulturpolitikern aus dem Abgeordnetenhaus und der BVV sowie dem SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, vor. Sie alle konnten sich inzwischen ein Bild vom schleppenden Fortgang der Bauarbeiten im Haus machen und bekamen die Genossenschaftskonzept vorgestellt. Doch ehe aus dem Genossenschaftsvorhaben Wirklichkeit werden kann, muss in den nächsten Monaten noch weiter Überzeugungsarbeit geleistet werden. Um das Konzept umsetzen zu können, müsste ein Erbbaurechtsvertrag mit dem Land Berlin abgeschlossen werden. Und dafür muss es unter anderem auch eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus geben.